Unser Name ist Aclewe. Wir kommen aus Köln.

Köln
Kölner Dom und Wappen von Köln als Graffiti

Wir müssen reden. Über den Standort von Aclewe. Ja, wir sprechen da ganz offen drüber. Völlig egal, dass Google auf die Suchanfrage „Köln ist hässlich“ innerhalb von 0,53 Sekunden rund 406.000 Ergebnisse ausspuckt. Unser Therapeut hat gesagt: Geht offensiv damit um, zeigt Haltung, und irgendwann haben die Berliner keine Lust mehr, darüber Witze zu machen. Die Düsseldorfer auch nicht. Von den Frankfurtern, Hamburgern, Münchner ganz zu schweigen. Die Wuppertaler? Nein. Die Gelsenkirchener? Äh, nope.

Also denn ...


John Wesley war fassungslos. „Am nächsten Abend kamen wir gegen fünf Uhr in Köln an, in der hässlichsten und schmutzigsten Stadt, die ich je mit eigenen Augen sah“, notierte der englische Reisende angewidert und ließ durchaus indigniert einige weitere Bemerkungen fallen, die seine Aufnahme in den erlauchten Kölner Ehrenbürgerkreis mindestens erschwerten. 

This town is ugly, isn’t it? 

„Köln ist schlampig, dreckig und planlos“, antwortet Elke Heidenreich, die sogar in Köln wohnt, am liebsten aber wegziehen würde. Und ja, natürlich gibt es Dutzende weitere Urteile dieser Art, Hunderte möglicherweise, es kommen ja so schrecklich viele Menschen nach Köln (2018 kamen 3,7 Milionen und gaben 6,7 Milliarden aus – siehe koeln.de), und nicht alle trinken so viel Kölsch, dass ihr Urteilsvermögen gnädig den Geist aufgibt. Das Faszinierende ist nur: Elke Heidenreichs Schelte ist wenige Wochen alt. John Wesley indes schrieb seinen Ekel vor exakt 283 Jahren in die Welt hinaus, wahrscheinlich ging es ihm danach etwas besser.

Hauswand mit Kacheln und Fenstern in Köln

Köln, die abwaschbare Stadt.

In den vergangenen 300 Jahren scheint sich in Köln also nicht wirklich viel zum Guten gewendet zu haben. Und dabei ist enorm viel passiert! Zum Beispiel die Erfindung der Kachel. Okay, zugegeben: Die gab es anderswo möglicherweise schon früher. Mit einigermaßen tödlicher Sicherheit lässt sich jedoch sagen, dass der Kölner an sich als erster auf die Idee kam, ganze Straßenzüge hemmungslos zuzukacheln – U-Bahn-Stationen inklusive! Es gibt Ecken in Köln, die sehen aus wie ein gigantischer Sanitärbereich. Sicherlich ein probates Mittel, wenn man seine Stadt ohne großen Aufwand sauber halten will. Zu dumm nur, dass das in Köln eher nur mittel gut klappt.

Jedenfalls: Kacheln. Auf diese alles in allem sehr pragmatische Gestaltungsidee, dieses Feuerwerk der Abwaschbarkeit, kam der Kölner irgendwann in der Nachkriegszeit. Die Alliierten hatten den Einheimischen tatsächlich noch einige Häuser, ja sogar eine halbwegs unversehrte Oper für den großzügigen Abriss übrig gelassen, danach war der Weg frei für mancherlei bizarre Architekturidee und die Verwirklichung eines fieberhaften Traums: den von der autogerechten Stadt. Die Bagger rückten an, die Betonmischer wurden angeworfen, und als alles fertig war, starrte man ehrfürchtig auf diese Stadt und stellte fest, dass sie zweimal zerstört worden war: erst von den Bombern, dann von den Stadtplanern.

Barbarossaplatz Koeln KVB

Ein Platz! Wo?

Heute ist Köln ein verstörender Mix aus den größten architektonischen Pleiten der 50er, 60er, 70er, 80er und 90er. Danach kamen die Häuser mit den Schießscharten- Fenster, die in Berlin gerade niemand mehr brauchen konnte. Findet man vier intakte und schön sanierte Altbauten nebeneinander, schluchzt man gerührt und möchte eine Staffelei herbeischaffen, um derart verschwenderische Schönheit auf angemessene Weise festhalten zu können. Stößt ein Ortsunkundiger indes auf ein Straßenschild, auf dem irgendetwas mit „Platz“ steht, Barbarossaplatz zum Beispiel, schaut er sich verwundert um: Platz? Wo?

In solchen Momenten muss man den Ortsunkundigen sacht an die Hand nehmen, ihn zu den Straßenbahnschienen führen, die eigentlich U-Bahn-Schienen sind, aber an dieser Stelle halt gerade oberirdisch verlaufen, zu den autobahnähnlichen Straßen und den verkehrsumtosten Taxi-Haltestellen und Getränkebuden, ihn also mit der Nase auf die gesamte Pracht des stadtplanerischen Waltens stoßen und ihm schonend beibringen, dass der Kölner so etwas, also genau so etwas als Platz bezeichnet.
Da macht der Ortsunkundige aber große Augen!

Brings in Schottenrock und Clown an Karneval in Köln

Die gekachelte Event-Bude des Rheinlands.

Fairerweise muss man sagen, dass viele Menschen Köln ganz doll lieb haben. Also erstens: Kölner. Die sind halt so. Und weil sie so sind, ist Köln so. Zweitens: Leute aus dem Umland, deren Dorfdisko mit Jägermeister-Red-Bull-Flatrate leider einem Gewerbegebiet weichen musste. Auf der Suche nach Ersatz haben sie Köln entdeckt, die ganzjährige Karnevalshochburg, das Epizentrum enthemmter Junggesellenabschiede, die radikal gekachelte Event-Bude des Rheinlands, mit Shisha-Bars, die für 80 Prozent des CO2-Ausstoßes in Europa haftbar zu machen sind, und Lokalitäten, die während einer Sonderrabatt-Aktion die weltweiten Restbestände des richtig schlechten Geschmacks aufgekauft haben. Miese Musik? Findet man hier. Bescheuerte Motto-Partys? Findet man hier. Haarige Musikermännerbeine im Schottenrock Findet man hier (hallo, Brings-Fans). Lappenclowns in der Karnevalszeit, Lappenclowns in der Nicht-Karnevalszeit, Lappenclowns auf den Fensterbänken? Hier, hier, hier

Aclewe Werbe­agentur Illustration Kölle du bes e Jeföhl

Kölner. Die sind halt so. Und weil sie so sind, ist Köln so.

Tolerant, weltoffen, anders. Kölle Alaaf!

Uns ist durchaus klar, dass wir uns grade unbeliebt machen. Wir sind nicht die ersten, die mit einer gewissen Aufrichtigkeit öffentlich über die – sagen wir – polarisierende Ästhetik dieser merkwürdigen Stadt reden. Das finden Kölner doof, und sie reagieren darauf ein kleines bisschen erwartbar.

Eskalationsstufe 1: Hunderte Menschen erheben sich, schauen einen verständnislos an und sagen: Aber Köln ist doch so tolerant! Und weltoffen! Hier es noch jede Jeck anders (Alaaf!), leben und leben lassen, beziehungsweise: Levve un levve losse, und wenn man von dieser Konfrontation mit dem durchaus diskussionswürdigen Kölner Idiom noch nicht eingeschüchtert genug ist, um die These aufzustellen, dass diese vielbesungene Kölsche Toleranz vielleicht! möglicherweise! eventuell! ein Synonym für Schlampigkeit, für Mir-doch-egal sein könnte, folgt: Eskalationsstufe 2. Eskalationsstufe 2: Lukas Podolski meldet sich aus Japan, der Türkei oder einer seiner Dönerbuden, ist beleidigt und sagt dem Kritiker, dass er doof sei und doch nach Leverkusen verschwinden solle. Schnappatmung. Eskalationsstufe 3: Ein Lappenclown-Ensemble marschiert auf und stimmt eine besonders rührselige Version von „En unserem Veedel“ an. Wer danach immer noch nicht nach Leverkusen verschwunden ist, erlebt Eskalationsstufe 4. Eskalationsstufe 4: Der Kölner haut einem auf die Schulter und intoniert mit heiligem Ernst die völlig sinnlosen, aber gern gehörten Worte: „Hey Kölle, du bes e Jeföhl.“ Danach haut man dreimal mit dem Kopf gegen eine restlos gekachelte Hauswand und sagt drei Jahre lang nichts Negatives mehr über Kölle, diese herrlich tolerante, unvergleichlich weltoffene Lieblingsstadt des großen Bergheimers Lukas Podolski.

Colonius Fernsehturm in Köln

Die Kirche im Dorf lassen. Und den Dom in Köln.

Anders ausgedrückt: Der Kölner an sich ist ein unverbesserlicher Lokalpatriot, der die sonst noch nirgendwo beobachtete Gabe besitzt, Kritik an seiner Stadt wegzuschunkeln. Das ist lustig, führt aber leider dazu, dass sich hier tatsächlich kaum etwas ändert. Siehe John Wesley/Elke Heidenreich. Und wenn es dann doch mal passiert, dass der Kölner unter der Last der Beweise zusammenbricht, dann wird er gequält lächeln und im schüchternen Tonfall sagen: „Aber wir haben doch den Dom.“

Stimmt ja. Der Dom.
Ja, der ist schön. Er reißt es halt irgendwie raus. Nur der von einem Bonner Telekommunikationsanbieter besetzte Fernsehturm Colonius ist 109 Meter höher als unser Weltkulturerbe. Und deshalb ist er so ziemlich überall drauf. Nicht der magenta Colonius in der Netcologne-Stadt, nein, der Dom natürlich. Am Kölner Hautbahnhof wurde sogar ein überdimensionaler Müllsack nach ihm benannt: Musical Dome. Darauf muss man erst mal kommen.

Frau lehnt am Straßenpoller am Eigelstein Köln und Graffiti an Garage
Häuserfront am Eigelstein Koeln

Köln, du versteckte Schöne.

Kommen wir nun zu einer nicht ganz uninteressanten, möglicherweise sogar entscheidenden Frage: Warum ist die Aclewe Werbe­agentur in Köln?
Na ja, sind halt hier gestrandet.
Okay, nächste Frage: Warum bleibt Aclewe in Köln?
Hm. Hast Du Zeit? Nein, dann schau dir unsere 111 FAQ an. Du nimmst dir die Zeit, dann weiter ...
 

Wenn das Schöne so raffiniert unter dem Betonierten, Gekachelten und Asphaltierten, unter den Wolken der Shisha-Bars und den Lappen der Lappenclowns verborgen ist, dann schult die Suche danach das ästhetische Sensorium ungemein.
Und ja, es gibt tatsächlich Schönes in Köln. Sogar in der Nähe der Aclewe- Kommando-Zentrale, auf dem Eigelstein, eigentlich ein Inferno der geschmacksnervenzerbeulenden Ramschläden, der zigfach geklonten Dönerläden, der Gebäude simulierenden Architekturamokläufe. Sieht man ganz genau hin, dann entdeckt man: eines der schmalsten Häuser von ganz Köln, einen wirklich großen Wurf von Arno Brandlhuber und Bernd Kniess. Ein echter Hingucker, wenn man denn hinguckt und sich nicht die Augen zuhält, weil vor der Dönerbude ein Typ im Schottenrock steht.
Sei furchtlos! Schaue genau hin! Schärfe Deinen Sinn für das Besondere, Rare, Schöne und gleichzeitig auch Funktionale! Wenn man sich daran hält, kommt dabei so etwas heraus wie der Output von Aclewe. Wir sind Köln-gestählt, yeah! Und es gibt ja wirklich so einiges zu entdecken, was man an dieser seltsamen Stadt schätzen und lieben kann. Kein Geringerer als Renzo Piano hat eine meisterliche Klamottenbude mitten in die grundsätzlich nur semi- spektakuläre City gestellt. Von Wilhelm Riphahn stammen so eigenwillige Entwürfe wie die Bastei am Rhein und das Schauspiel-Opernhaus-Ensemble, das seit 24 Jahren behutsam, also wirklich: sehr behutsam saniert wird. Auch die Böhm- Dynastie hat sich sehenswert in der Stadt verewigt, und wer nicht alles in Köln gelebt und gearbeitet hat! Gerhard Richter, Sigmar Polke, August Sander, Mary Bauermeister hat hier lange gelebt (heute wohnhaft in Rösrath, also zumindest in der Nähe der pfiffigen Domstadt), und Rosemarie Trockel tut es immer noch (obwohl sie Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf ist – ha!) ... Das Stadtbild von Köln mag verstören. Offensichtlich inspiriert es aber auch. Erwähnt werden muss an dieser Stelle auf jeden Fall noch der österreichische Konzept- und Aktionskünstler Merlin Bauer, der mit seinem Projekt „Liebe Deine Stadt“ die Kölnerinnen und Kölner für das Schöne und Reizvolle in der Nachkriegsarchitektur sensibilisiert hat. Doch, das geht! Super Aktion. We love.

Weltstadthaus Köln von Renzo

Sei furcht­los! Schaue genau hin!

Schriftzug Liebe deine Stadt in Köln

Am Eigelstein ist Musik.

Und: die Musik. Stockhausen und Can, Minimal Techno und ... Äh, hat hier grade jemand Brings gesagt? Möge er auf ewig einen Schottenrock tragen müssen. Auch im Winter!
 

Ja, Köln hat ganz viel Tolles zu bieten. Das Bootshaus zum Beispiel, das 2019 zum besten deutschen und zum achtbesten Club der Welt gekürt wurde. Gute Bars und so erlesen beschallte Schuppen wie Metronom, Acephale und Durst. Live-Locations wie Stadtgarten, Gebäude 9, Prime Club, Bumann & Sohn und Carlswerk Victoria. Mit Kompakt ein weltbekanntes Label und mit a-musik einen weltbekannten Plattenladen (und ja, Parallel, Underdog und Hauptsache Musik sind auch nicht übel). Tatsächlich auch recht viel Grün, Adenauer sei Dank, römische Geschichte, mittelalterliche Geschichte und die volle Dröhnung Multikulti mit ganz kurzen Wegen nach Paris, Brüssel, Gent, Amsterdam und ins Ruhrgebiet. Ja, Leute, mal ganz ohne Überdosis Lokalpatriotismus: Hier pulsiert das Leben, und zwar vielfältiger als in ... sagen wir: Berlin.
 

Oh, er hat Berlin gesagt.
Genau.
Berlin.
Nimm das, Du angeblich so furchtbar hippe Weltstadt! Bootshaus! Can! Römische Geschichte! Kurze Wege! Okay, von Berlin ist es echt nicht weit bis nach, hm, Görlitz. Fahrzeit der Strecke Köln – Antwerpen mit dem Zug: nur zwei Stunden. +++ Kurze Unterbrechung für die Werbung +++ Flandern. Alles. Aussergewöhnlich. Und super nah! +++  Jahaha, wir sind so etwas von mitten drin in Europa, wir erleben direkt vor unsere Haustür so viel Interessantes! Da macht es auch nichts, dass wir uns als Kölner Unternehmen mehr anstrengen müssen, um wahrgenommen zu werden, als der Hipster-Laden aus Mitte, Kreuzberg oder Weiß-der-Henker-Wo, der den Vorteil hat, dass er mit seiner Adresse Eindruck schinden kann. Leute, merkt Euch: Wo wir sind, ist der Eigelstein. Und hey, wir haben da inmitten einer ästhetischen Wüste etwas sehr Ungewöhnliches entdeckt! Und wenn man weiter sucht, entdeckt man hier in Köln tatsächlich immer mehr, was einen inspiriert, und mal ganz ehrlich: Das schadet der Kreativität nicht.

DJ in Köln Club

Köln du bist ein ... äh, nein, wir haben da so ein Gefühl.

Entschuldige bitte diesen kleinen, aufgeregten Exkurs. Wir kommen nun aufrichtig bekümmert zurück zu dem Punkt, an dem wir beiläufig bemerkten: Ja, Köln hat ganz viel Tolles zu bieten. Eigentlich sollte es danach wie folgt weitergehen: Aber eben auch ganz viel Hässliches und Durchschnittliches. Und klare Sache, natürlich reizt das Hässliche und Durchschnittliche, ihm etwas Schönes, Funkelndes, Begeisterndes, Überdurchschnittliches entgegenzusetzen. Und das machen wir dann auch, da kennen wir nix. Und außerdem: Wer immer nur von High-End-Ästhetik umgeben ist, stumpft irgendwann ab. Dem fällt nichts mehr auf und nichts mehr ein. Interessanter wird das Leben mit Gegensätzen, Widersprüchlichkeiten, Brüchen. Und davon hat Köln wahrlich genug.


Kurzum: Köln ist super. Wer das Gegenteil behauptet, bekommt es mit uns und Lukas Podolski zu tun. Zugegeben, wir haben das selbst lange Zeit nicht geglaubt. Aber dann haben wir Köln immer besser und sogar richtig dolle lieben kennengelernt. Wir wollen hier nicht mehr weg. Köln tut uns gut, Köln macht uns gut und „Du bes die Stadt op die mir all he ston“.

Äh, Du willst den Dom im Logo?

Nein, willst Du nicht. Keiner will das Offensichtliche und das, was jeder hat. Wir finden gewiss ein paar Aufsehen erregende Alternativen. Aclewe. Wider das Immergleiche. Komm doch mal vorbei. Wir zeigen Dir auch dieses Haus am Eigelstein. Nein, keine Schottenröcke.
 

Okay, das viele Geld für die Therapiestunden hat sich echt gelohnt. Und außerdem: Bei „Köln ist schön“ liefert Google wahnsinnige 48.900.000 Treffer. Ha!